Die Kapellen von Zermatt

Rund um Zermatt zeugen ein Dutzend Kapellen und Bethäuschen von der Volksfrömmigkeit früherer Zeiten. Viele ansässige Familien lebten bis ins 20. Jahrhundert hinein als Nomaden: Sie wohnten den Sommer über in den verschiedenen Weilern in der Umgebung von Zermatt und kehrten erst bei Wintereinbruch ins Dorf zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass jede Bergschaft ihre Kapelle baute, um auch im Sommer an einem Ort der Anbetung Gott nahe zu sein.


Noch heute zeugen jährlich mehr als 100’000 entzündete Kerzen in diesen heiligen Stätten von dem Bedürfnis nach stiller Einkehr und Gedenken. Wir möchten Sie mit den Sagen, die unsere Kapellen umranken, gelebten und vergessenen Ritualen sowie kunsthistorischen Besonderheiten – kurz: mit der Geschichte dieser heiligen Orte bekannt machen.


Wie einerseits der Älpler auf der Alp den Segen über Tiere und Felder sprach, so brachte er durch den Bau von Kapellen das Bedürfnis nach Gemeinschaft im Glauben zum Ausdruck. Durch Ihren Besuch werden diese architektonischen Kleinode zu Orten konfessions- und religionsübergreifender Spiritualität und mit Lebendigkeit gefüllt.


Texte: Klaus Julen

Kapelle Winkelmatten 

"Zur Heiligen Familie"

Die geostete Kapelle von Winkelmatten ist praktisch eine verkleinerte Kopie der alten Dorfkirche und wahrscheinlich eine späte Wiedergutmachung der Zermatter an die Bewohner von Winkelmatten. Denn - so will es die Sage - als es um den Bau der Pfarrkirche ging, hätte beinahe der Weiler Winkelmatten diese Ehre und Auszeichnung erhalten. Doch die schlauen Dorfbewohner hätten nachts die Werkzeuge, die schon auf dem Bauplatz bereit standen, ins Dorf gebracht und dies den verdutzten Bewohnern von Winkelmatten am anderen Tag als überirdischen Fingerzeig und himmlische Willensäusserung gedeutet.

Die Kapelle wurde zu einem beliebten Wallfahrtsort und stand würdig neben der Mutterkirche. Die Pfarrei zog alljährlich in fünf Prozessionen - heute sind es noch zwei - hinauf, um auf Land und Leute Gottes Segen zu erbitten.


Ein alter Brauch hat diese Kapelle zum Wallfahrtsort junger Paare auserkoren. Für die Fasnacht suchten sich die jungen Zermatter eine Tänzerin. Man tanzte und feierte mit ihr die «alte Fasnacht». Am Fest des heiligen Josef ging man miteinander nach Winkelmatten und damit waren die gegenseitigen Verpflichtungen zu Ende. Jene aber, die am Ostersonntag nochmals gemeinsam nach Winkelmatten wanderten, galten als sichere Hochzeitspaare. Als Hochzeitskapelle erfreut sie sich auch heute noch grosser Beliebtheit.


Die Kapelle der Heiligen Familie wurde 1607 als Marienheiligtum erbaut. Weit über hundert Jahre wird Maria als Patronin genannt. (Heute noch ziert ein schlichtes M als Monogramm das Gesimse in Schiff und Chor.) Bei der bischöflichen Visitation von 1765 wurde dem Ortspfarrer aufgetragen, sich die Frage eines neuen Patrons zu überlegen. Bei der Visitaz von 1809 steht die Kapelle unter dem Schutz der Heiligen Familie. Die Kapelle hat mehrere Renovationen hinter sich, wie die Inschrift in lateinischer Sprache auf dem Chorbogen bezeugt: aedificata 1607, renovata 1735, 1922, 1941, 1985.


Das Gotteshaus selber ist ein einfacher Bau mit einem eingezogenen Chor, einer dreijochigen Vorhalle toskanischer Art und einem Glockentürmchen als Dachreiter. Die in Savoyen gegossene Glocke stammt aus dem Jahre 1697. Der Vorbau bestand zuerst nur aus einem Joch, wahrscheinlich wurden 1735 die beiden andern Joche angebracht. Die vier Furrer-Säulen, die den Vorbau trugen - ein Hans Furrer soll diese Säulen im Mischisand oberhalb Schweigmatten aus dem Fels gehauen und nach Winkelmatten getragen haben - wurden 1985 durch neue ersetzt und stehen nun als "Nature morte" im Park vor dem Pfarreizentrum.


Das Innere der Kapelle ist weiss getüncht und hat im Gegensatz zu den meisten anderen Kapellen ein Kreuzgewölbe aus Stein. Alle Fenster weisen mundgeblasene, bleiverglaste Butzenscheiben auf. Prunkstück der Kapelle ist der Barockaltar, der um 1730 von Anton Sigristen aus Arvenholz geschnitzt wurde. Im Zentrum des Retabels steht die Heilige Familie, dargestellt als sogenannter Heiliger Wandel. Über der Statue von Josef und Maria öffnet sich je eine Muschel und das Jesuskind steht unter Engelsköpfen und einer Krone, aus der eine zierliche Madonna herausragt. Zwei gedrehte Säulen mit Akanthusgewinde auf beiden Seiten bilden den Rahmen für die Heilige Familie. Unter der Gruppe stehen die Worte: erat subdidtus iIIis = er war ihnen untertan. Der obere Teil des reich vergoldeten Altares, die Bekrönung, besteht aus Wolken, Strahlen und Ornamenten. Zwei Engel öffnen die Vorhänge eines Baldachins. Er gibt den Blick frei auf die Heiliggeisttaube im Strahlenkranz und das dahinter liegende Rundfenster mit weissen und gelb getönten Scheiben, durch die die Morgensonne in die Kapelle fällt.


Das kunstvolle Chorgitter, das den wertvollen Altar vor Dieben schützen soll, kann bei Gottesdiensten geöffnet werden. Das Chorbogenkreuz, ein zentraler Leuchter mit Kristallbehang und der Kreuzweg vervollständigen die Ausstattung. Der Kreuzweg umfasst eine Besonderheit: Es wurde eine 15. Station - die hl. Helena mit dem Creutz - hinzugefügt.

Kapelle Blatten 

"Maria Rosenkranzkönigin"

Die Kapelle in Blatten steht landschaftlich besonders reizvoll auf einer kleinen Anhöhe. Die Barockkapelle mit eingezogenem Chor und gemauertem Glockenjoch über dem Chorbogen entstand 1640. Ursprünglich befand sich der Eingang auf der Nordseite, wo die Umrisse noch gut sichtbar sind. Er wurde 1704 auf die Ostseite verlegt und mit einem Vorzeichen (Vorbau), einer massiven Pfeilerarkade, geschützt. Beim Franzoseneinfall 1798 sollen die Bewohner von Blatten und Zum See ihre bescheidenen Waffen im Estrich dieses Vorzeichens versteckt haben. 1983 wurde das Gotteshaus innen und aussen renoviert und die rötliche Bemalung angebracht. Noch im 20. Jahrhundert pilgerten die Gläubigen in zwei Prozessionen nach Blatten. Der sogenannte Lange Umgang, mit einer Vesper unweit der Kapelle, führte über Moos zur Dorfkirche zurück.


Die Kapelle mit einem Kreuzgewölbe aus Stein ist Maria, der Rosenkranzkönigin, geweiht. Der kleine Altar aus früher Barockzeit, ein einstöckiges Retabel, zeigt die Muttergottes in einem Strahlenkranz, dessen Spitzen in stilisierten Rosen enden. Die fünf Engelsköpfe entsprechen den fünf Gesetzen und die fünfzehn Rosen den Geheimnissen des Rosenkranzes. Bekrönt ist der Altar mit einer einfachen Statue des hl. Josef. Die ursprüngliche Madonna fehlt – sie war lange durch eine Gipsfigur ersetzt – aber der Zermatter Priester Oswald Perren schenkte der Kapelle die heutige, süditalienische Madonna. Die Muttergottes trägt das Jesuskind auf dem Arm.


 Ein stabiles Chorgitter schützt Altar und Statue vor Diebstahl und Zerstörung. Die bleiverglasten Fenster lassen Sonne und Licht in den Raum. Ein schlichter Kreuzweg ohne Inschriften schmückt das Kapellenschiff. 

Kapelle Zum See

"Heilige Barbara"

Der Weiler Zum See war seit alters her rund acht Monate im Jahr bewohnt und trotzdem der einzige, der keine Kapelle besass. Seine Bewohner hatten schon lange den Wunsch, an diesem Ort ein Gotteshaus zu errichten. Fehlende finanzielle Mittel verhinderten die Realisierung. Auf Initiative der Kinder der Familie Rudolf und Barbara Taugwalder wurde 1962 der Gedanke wieder aufgegriffen. Spontan erklärten sich alle Bewohner dieses Weilers bereit, ihre Mithilfe und ihre Mittel zur Verwirklichung dieser Idee zur Verfügung zu stellen. 1963 konnte mit dem Bau begonnen werden, und am 5. Juli 1964 wurde die Kapelle von Dekan Gregor Brantschen im Beisein von Pfarrer Franz Fux und Vikar Edmund Lehner eingeweiht und der Pfarrei von Zermatt durch die Arbeitsgemeinschaft schuldenfrei geschenkt.


 Sie ist der hl. Barbara geweiht. Das schmucke Gotteshäuschen ist ein Blockbau im Stil der Kapellen aus dem 17. /18. Jahrhundert mit eingezogenem, etwas verlängertem Chor mit einem zusätzlichen Platz für eine kleine Sakristei, einem Vorzeichen aus Stein und einem Glockentürmchen als Dachreiter auf dem Übergang vom Schiff zum Chor. Die Kapelle entstand nach Plänen des Basler Architekten Hermann Dietrich.


 Die Mauern des Innenraumes sind weiss. Der Walliser Kunstmaler Paul Monnier schuf die Glasmalereien der Fenster. Die auf der linken Seite stellen in gelb-rot-braunen Tönen die hl. Maria, die hl. Katharina und die hl. Rita, jene auf der rechten Seite in blau-grünen Farben den hl. Josef, den hl. Wendelin und den hl. Augustinus dar. Als Altar dient ein schlichter Granittisch, und an der dahinter liegenden Mauer hängt ein Gemälde der Kapellenheiligen. Zwei schmiedeiserne Gitter trennen den Chor von der dahinter liegenden Sakristei.

Bethaus Furi 

"Schmerzhafte Muttergottes"

Das Bethaus auf dem Furri steht am alten Saumweg von Zermatt über den Theodulpass und wurde 1747 von drei Brüdern aus der Familie Furrer erbaut. Auf dem alten Chorgitter standen ihre Initialen: M.M.F., J.F. und P.J.F. Es ist ein kleiner Barockbau, eigentlich keine Kapelle, in der normalerweise keine Messe gelesen werden durfte. Er ist der Schmerzhaften Muttergottes geweiht, und das Patronatsfest ist am Freitag vor der Karwoche. Den Altar ziert eine eindrückliche Pietà – Kreuzabnahme Jesu. Strahlenkranz und Schwert sind abhanden gekommen. An der Altartafel ist als Antependium ein Teil des alten Traghimmels angebracht. Der Chor wird durch ein schmiedeisernes Chorgitter geschützt.


 Bei der Renovation 1986 wurden die vier schönen Farbfenster von Frau Marion Cartier geschaffen und der Kapelle geschenkt. Sie zeigen Maria bei der Weissagung des Simeon (Chor), Maria auf der Flucht nach Ägypten (Schiff), Maria begegnet dem Kreuz tragenden Jesus (rechts der Türe) und Johannes unter dem Kreuz (links der Türe). Decke und Türe sind ebenfalls von 1986. Viele Zermatter und Zermatterinnen pilgerten früher zur Gottesmutter aufs Furri, um ihre Sorgen und Leiden vor ihr auszubreiten.

Kapelle Mutt 

"Heilige Katharina von Alexandrien"

Der kleine, schmucke Weiler Mutt (Z’Mutt), eine knappe Wegstunde von Zermatt im Südwesten gelegen, birgt neben dem «Weissen Haus» aus dem Jahre 1595 eine rechteckige Barockkapelle mit eingezogenem Chor und einem Glockentürmchen über dem Eingang. Sie ist der heiligen Katharina, der zweiten Landespatronin, geweiht – ein Ort der Stille, den mit grosser Vorliebe die Schäfer der Region zum Beten aufsuchten.


 Auf der sonnenverbrannten Eingangstüre steht die Jahrzahl 1727, die wohl als Baujahr gedeutet werden kann. Das Schiff mit seinen zwei Fenstern nach Süden weist eine Holzdecke auf, während der Chor eine Art Kreuzgewölbe aus Stein besitzt, das in einem Kreis endet.


 Die Stationen sind anlässlich der Renovation von der Familie Alex Perren geschenkt worden. Das Barockaltärchen mit der Kapellenheiligen ist schlicht gehalten, die Titelfigur umrahmt von zwei einfachen Säulen ohne Verzierungen. Die hl. Katharina ist mit Schwert und einem zerbrochenen Rad dargestellt, weil bei ihrer Hinrichtung das Rad zerbrochen sein soll. Flankiert ist die Figur von zwei Frauengestalten mit dem Palmzweig der Märtyrerinnen. Da aber die Attribute fehlen, lässt sich nicht mehr sagen, um welche Heiligen es sich handelt. In der Bekrönung findet sich die Schmerzensmuttergottes.

Kapelle Schwarzsee 

"Maria zum Schnee"

An dieser Stelle soll der Sage nach schon früh ein Standbild der Muttergottes gestanden haben. Die Kapelle «Maria zum Schnee» am Schwarzsee geht zurück auf ein Versprechen von zwei Zermattern. Diese hatten sich auf dem Theodulgletscher im dichten Nebel hoffnungslos verirrt. Nach ihrer Rettung sollen sie an Stelle des Bildstöckleins ein Gebetshaus errichtet haben.

 Die heutige Kapelle stammt, wie allgemein angenommen wird, aus dem frühen 18. Jahrhundert und wurde nachweislich von Bischof Franz Melchior Zenruffinen 1784 zur öffentlichen Messkapelle erhoben. Bald wurde die Kapelle Maria zum Schnee zu einem beliebten Wallfahrtsort und anlässlich des Patronatsfestes am 5. August strömen zahlreiche Gläubige aus Zermatt und dem ganzen Tal, Einheimische und Gäste nach Schwarzsee, um dort unter freiem Himmel die Messe mitzufeiern. Auch wird schon früh berichtet, dass die Zermatter bei Dürre und Wassernot im Frühsommer in einer Prozession die Gottesmutter aufsuchten, um für Regen zu beten. Ebenso suchten unglückliche Ehefrauen im Gebet vor dem Gnadenbild der Mutter Gottes Trost und Hilfe.

Kapelle Riffelalp 

"Herz Jesu"

Die Kapelle auf der Riffelalp wurde 1886 von Alexander Seiler und dessen Gemahlin Catharine Seiler-Cathrein erbaut und am 3. Juli 1887 eingeweiht. Sie steht bis heute im Privatbesitz der Familie Seiler und ist nur bedingt zugänglich.

 Das recht ansehnliche Gotteshaus mit eingezogenem Chor, einem Glockentürmchen und einem kleinen Vordach über dem Eingang ist weiss getüncht und dem hl. Herzen Jesu geweiht. An der Aussenmauer links und rechts neben der Eingangstüre wurden zwei Gedenktafeln an die Erbauer mit Widmungen in französischer Sprache angebracht. Die Kapelle weist verschiedene neugotische Elemente auf, so den Altar, die Spitzbogenfenster und den Chorbogen. Die Titelfigur des Altars, eine Herz-Jesu-Statue, ist flankiert von Statuen der Muttergottes und vermutlich der hl. Rita. Zwei farbige Glasfenster mit der Muttergottes und dem hl. Josef lassen Licht ins Chor. Die Fenster im Schiff sind aus hellem Glas ohne Malereien. An den Wänden finden sich Verzierungen und Gedenktafeln verschiedener Mitglieder der Familie Seiler. Die Kapelle wird heute an Hochzeitsgesellschaften vermietet. Im Sommer finden samstags Messen statt, die der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Kapelle Riffelberg 

"Bruder Klaus"

Der Bau der Kapelle auf Riffelberg wurde aus den gleichen Gründen durchgeführt wie der Bau der Kapelle Gornergrat, ermöglicht vom damaligen Präsidenten Theodor Biner und Pfarrer Franz Fux. Kirchenopfer und Sammlung stellten die finanzielle Grundlage dar. Im August 1961 konnte sie von Arthur Elchinger, Bischof von Strassburg, eingeweiht werden.

 Auch diese Kapelle ist im Besitz der Burgergemeinde. Patron ist der hl. Nikolaus von Flüe. Der Architekt Ferdinand Pfammatter entwarf die Pläne. Die Umrisse entsprechen fast deckungsgleich dem dahinter liegenden Weisshorn. Der moderne Bau unterscheidet sich deutlich von den Barockkapellen der verschiedenen Weiler rund um das Dorf. Natursteinmauern werden durch Glasfenster unterbrochen. Das Dach ist nach vorne verlängert und schützt den Eingang. Im Turm, einem spitzen Dreieck gleich, hängt eine kleine Glocke. Der Innenraum ist hell, bedingt durch die grossen Fenster. Natursteinmauern wechseln mit Holztäfelung ab. An der rechten Seite befindet sich eine Bruder-Klaus-Statue. Der Altar ist aus Sandstein mit einem schmiedeisernen Tabernakel und den Symbolen der Eucharistie aus Email und einem Kreuz aus Bergkristall. 1964 schenkte Dr. Hans Schäffer, Besitzer der weltbekannten Galerie in New York, ein prächtiges Altarbild, ein Gemälde, das um 1400 in Barcelona geschaffen wurde. Es war ursprünglich wohl Teil eines Flügelaltars aus einer katalanischen Kirche. Es stellt die Gottesmutter auf einem eckigen Thron mit dem göttlichen Kind auf den Armen dar. Auf beiden Seiten sind je vier singende und musizierende Engel. Das Ganze wird abgeschlossen durch blattartige Zierformen und einem gotischen Spitzbogen.

Kapelle Gornergrat 

"Bernhard von Aosta"

Seit dem Bestehen des Kulmhotels auf dem Gornergrat wurden im Sommer die Sonntagsmessen im Speisesaal des Hotels gelesen. Der Bischof äusserte den Wunsch nach einer Kapelle. 1950 kamen der damalige Gemeindepräsident Othmar Julen und Pfarrer Gregor Brantschen diesem Wunsch nach und liessen das Gotteshäuschen bauen. Es ist im Besitz der Burgergemeinde.

 Die Kapelle, ein Blockbau mit eingezogenem Chor, doppeltem versetzten Dach und einem Glockenturm als Dachreiter über dem Eingang ist dem hl. Bernhard geweiht. Sie weist aussen einen weissen Verputz auf, ganz der Umgebung mit Schnee angepasst. Rechts neben der Eingangstüre ist eine Mauernische, diese jedoch ohne Statue. Der Innenraum hat weiss getünchte Mauern, eine Holzdecke und Steinplatten als Boden. Die Fenster sind ohne Glasmalereien, rechts vom Eingang befindet sich ein Beichtstuhl. Das Altarbild besteht aus reliefartigen, geschnitzten Holzfiguren, dem hl. Bernhard in der Mitte, umgeben vom hl. Mauritius (links) und vom hl. Theodul (rechts). Den Abschluss des Altarbildes bildet eine Krone aus Alpenblumen. Der Tabernakel ist mit Traubenranken verziert, und die Altartafel besteht aus Steinplatten mit einem Kreuz.

Kapelle Ried (Howeten) 

"Heilige Luzia"

 Der Weiler Ried baute sich seine Kapelle an einem Ort, der mit dem Flurnamen Howeten näher bezeichnet wird. Sie wurde 1693 errichtet, die Jahrzahl steht über dem Eingang und an der Decke, und ist der hl. Luzia geweiht. Es handelt sich um einen kleinen Blockbau mit eingezogenem Chor und einem gemauerten Glockentürmchen als Dachreiter über dem Eingang. Die Glocke, die ursprünglich im Turme hing, ist verschwunden und wurde anlässlich der Renovation 1988 durch eine neue, in Aarau gegossene, ersetzt. Das hölzerne Vorzeichen schützt den Eingang, über dem ein Kreuz angebracht ist. Am Zugbalken, der den bescheidenen Chor vom Schiff trennt, sind die Namen der Erbauer angebracht: Stefan Biner, Hans Perren, Hans Zurniwen, Moritz Perren.

 Bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts führte am Pfingstfreitag eine Prozession hinauf zur Kapelle auf den Howeten. Diese ging zurück auf ein Gelübde der Zermatter Bevölkerung nach einer Geisterbannung um 1667. Hier ist auch das erste Mal von einer Kapelle die Rede, offenbar von der Vorgängerin des heutigen Gotteshäuschens. Die hl. Luzia, Patronin der Kapelle, ist im Oberwallis sonst nicht anzutreffen. Möglicherweise hat der Kapuzinerpater Luzian Artho, der damalige Pfarrer, diese Verehrung nach Zermatt gebracht. 

Kapelle Findeln 

"Jakobus der Ältere"

Findeln, der sicher sonnigste Weiler in der Umgebung von Zermatt, muss schon früh eine Kapelle gehabt haben. Der schriftlich überlieferte Flurname «zer altu Kapällu» etwas weiter Hang aufwärts lässt darauf schliessen.

 In den Zeiten, als die Landwirtschaft noch den Haupterwerbszweig bildete, pilgerten die Zermatter nach längeren Regenperioden zur Zeit der Heuernte nach Findeln, um Sonnenschein zu erflehen, letztmals 1954.

 Die heutige Kapelle im unteren Teil von Findeln, «ze Gasse», wurde entweder 1691 oder 1697 – die letztere Jahreszahl steht auf dem Tuffsteinbogen, der die Eingangstüre umrahmt – als einfacher Blockbau mit eingezogenem Chor erbaut. Sie ist dem hl. Jakobus dem Älteren geweiht. Zuerst taucht sie als einfaches Bethaus ohne Altar in den Akten auf. Bei der bischöflichen Visitation 1765 wurde befohlen, das durch ein Erdbeben fast gänzlich zerstörte Bethaus zu renovieren und mit einem passenden Altar auszustatten.

 Im 17. Jahrhundert eroberte der Barock das Oberwallis und stattete Kirchen und Kapellen neu aus. Auch aus unserer Pfarrkirche mussten die gotischen Schreine weichen. So kam vermutlich 1772 – diese Jahrzahl steht über dem Chorbogen – der frühere Muttergottesaltar der Kirche hinauf nach Findeln. Dieser spätgotische Flügelaltar von Anfang des 16. Jahrhunderts ist eine kunsthistorische Besonderheit im Oberwallis.

Bethaus Trift

Dies ist ein kleines, weiss getünchtes Bethäuschen zu Ehren der hl. Gottesmutter, erbaut um 1902 von Peter Aufdenblatten, ohne Glockentürmchen, mit einem einfachen Eisenkreuz über der Eingangstür. Es befindet sich im Besitz der Nachkommen der Familie Aufdenblatten.


 Das ursprüngliche Altarbild, Maria mit dem Jesuskind, wurde 1905 von Hans Beat Wieland gemalt und der Triftkapelle gestiftet. Es hängt heute im Speisesaal des Hotel du Trift. Das Altargemälde, eine Kopie der Madonna im Rosenhag von Stefan Lochner aus Köln, schmückt nun den Altarraum. Die farbigen Glasfenster stammen aus der Zeit der letzten Restaurierung in den 80er Jahren.