Die römisch-katholische Pfarrkirche 

St. Mauritius

1285 wird die Pfarrkirche St. Mauritius zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Normand von Aosta, Grosskantor an der Kathedrale in Sitten, schenkte ihr darin ein Legat von zwei Schillingen im Jahr. Auch in den folgenden Jahrhunderten ist in verschiedenen Verträgen oder Testamenten von ihr die Rede. Zu dieser Zeit dürfte die Kirche noch ein kleines, bescheidenes Gotteshaus gewesen sein. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie mehrfach vergrössert oder renoviert.

Geschichtliches

Zermatt ist nach Visp und St. Niklaus die älteste Pfarrei des Dekanates. 1280 ist zum ersten Mal von einem Pfarrer die Rede: Walterus, curatus de Pratoborno, trat als Zeuge auf bei einem Landverkauf in Findeln. Trotzdem können wir daraus nicht mit Sicherheit schliessen, dass Zermatt schon damals eine selbständige Pfarrei war, vielmehr blieb sie mehrere Jahrhunderte lang eine Tochterpfarrei von St. Niklaus. 1428 jedoch erwähnte Papst Martin V in einem Schreiben betreffend die Abgaben, welche die Pfründeninhaber an Rom zu entrichten hatten, Pratobornum (Zermatt) neben Vespia (Visp) und Chauson (St. Niklaus) als eine der drei Pfarreien des Tales. Aber auch nach der Lostrennung behielt Zermatt immer noch eine gewisse Abhängigkeit von der Mutterpfarrei, schuldeten doch die Zermatter dem Pfarrer von St. Niklaus den doppelten Viehzehnten und den Getreidezehnten. Von diesen Verpflichtungen kauften sie sich im 16. Jahrhundert los.

Mit dem oben erwähnten Walter von Pratoborni beginnt auch die Liste der Pfarrherrn, die vorerst noch lückenhaft ist. Der heutige Pfarrer Stefan Roth wäre demzufolge der 57. Kilchherr von Zermatt.

In Zermatt waren schon im späten Mittelalter Kapläne oder Altaristen als Seelsorger tätig. Die Kaplaneipfründe wurde 1716 von Jakob Perren mit einer Gabe von 440 Mörserpfund ermöglicht. Seit dieser Zeit wirkten in Zermatt 45 Kapläne oder Vikare. Das ehemalige Kaplaneihaus, erbaut 1730, beherbergt heute die Gemeindebibliothek.

Die alte Kirche von 1587

Die Vorgängerin der jetzigen Pfarrkirche wurde vermutlich um 1587 im sogenannten italienischen Baustil errichtet. Diese Jahreszahl fand sich am äusseren Mauerwerk des Chorbogens in der daran angebauten Sakristei. Drei gotische Altäre standen ursprünglich in der Pfarrkirche. Dem Trend der Zeit folgend wurden sie im 18. Jahrhundert durch Barockaltäre ersetzt. Am 15. Juli 1736 weihte Bischof Johann-Josef Blatter, dessen Vaterhaus heute noch im Quartier "Näbem Bach" zu sehen ist, die beiden Seitenaltäre ein und rund 15 Jahre später stiftete er den Hochaltar.

Auf der Südseite der Kirche befanden sich der Friedhof und das Beinhaus aus dem Jahre 1651 mit einer kleinen Kapelle zu Ehren der heiligen Gottesmutter. Es wurde beim Kirchenneubau abgerissen. Zwischen Kirche und Triftbach steht das ehemalige Pfarrhaus von 1635.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermochte das kleine Gotteshaus die stets wachsende Zahl der Gläubigen nicht mehr zu fassen, auch zeigten sich vermehrt bauliche Mängel.

Die neue Kirche von 1913

Pfarrer Johann Bittel war mit dem Auftrag nach Zermatt gekommen, eine neue Kirche zu bauen. Allerdings regte sich anfangs im Dorf erheblicher Widerstand. Nach der positiven Gemeindeabstimmung vom 13. November 1910 konnte mit der Realisierung des ehrgeizigen Vorhabens begonnen werden. Der Architekt Adolf Gaudy aus Rorschach entwarf die Pläne für den Neubau. Im Herbst 1912 nahm man die ersten Vorarbeiten in Angriff, am 13. Mai 1913 wurde die letzte heilige Messe in der alten Kirche gefeiert und anschliessend begann deren Abbruch. Am 16. November des gleichen Jahres fand in der neuen Kirche der erste Gottesdienst statt und am 6. Juni 1916 weihte Msgr. Joseph Mariétan, Bischof von Bethlehem und Abt von St. Maurice die neue Kirche feierlich ein. Der erste Sonntag im Monat Juni wird darum jedes Jahr als Kirchweihfest gefeiert.

Der Erste Weltkrieg verhinderte den Innenausbau. Erst 1920 wurde die Kirche ausgemalt, 1925 konnte die Turmuhr installiert werden. Die grosse Orgel von 1926 und drei neue Glocken im Jahre 1932 schlossen den Kirchenbau ab. Die heutige Kirche steht übrigens weiter östlich als ihre Vorgängerin. Wo heute der Eingang ist, befand sich das Chor.

Renovation 1980

Zur 700 Jahrfeier der Pfarrei 1980 unterzog Pfarrer Eduard Imhof die Kirche einer Totalerneuerung. Die ausführende Leitung lag bei UIi Wirz, Architekt in Visp. Dabei wurde im Innern einiges verändert:

  • Verbreiterung des Zuganges zum Chor und Entfernung des Chorgeländers
  • Verschiebung der Abgänge in die Krypta nach aussen an die Seitenwände
  • Zumauern der Türen vom Kirchenschiff zur Sakristei und zum Turm
  • Entfernung der Beichtstühle und Zweierbänke in den Seitengängen sowie der Kanzel
  • Errichtung des Zelebrationsaltars und des Ambos
  • Anbringung neuer Weihwassergefässe und Leuchten
  • Auswechslung der Stationen des Kreuzweges
  • Umwandlung der Taufkapelle in eine Muttergotteskapelle
  • Neue Deckengemälde in Chor und Gewölbe

Nach einigen Jahren zeigten sich an den Seitenwänden Risse und dunkle Stellen. So beschloss der Kirchenrat 1994 einen neuen doppelten Farbanstrich durchführen zu lassen.